Schulentwicklung in Olbernhau

Die Anfänge des Schulunterrichts in Olbernhau liegen bereits vermutlich um 1560. Die erste Schule befand sich auf dem Grundstück der heutigen Apotheke am Markt. Dieses Gebäude wurde 1639 im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden niedergebrannt und anschließend nur notdürftig wieder ertüchtigt.

Erst im Jahr 1748 entstand an gleicher Stelle ein neues Schulhaus. Es hatte zu dieser Zeit nur einen einzigen Unterrichtsraum, in dem 60 Kinder jahrgangsübergreifend von lediglich einem Lehrer unterrichtet wurden.

Durch die stetig wachsende Zahl an schulpflichtigen Kindern und trotz der Eröffnung von weiteren Schulen in den Ortsteilen Oberneuschönberg und Kleinneuschönberg reichte der vorhandene Platz bald nicht mehr aus. 

Durch Erweiterung, Raumumnutzung und Ergänzungsanbau standen ab 1835 zwei Klassenräume für je 57 Kinder und eine „Oberstube“ für 70 Kinder als Unterrichtsräume zur Verfügung.

 

Schließlich beschloss 1863 der Gemeinderat den Kauf des damals „Weberschen Grundstücks“ an der Grünthaler Straße, um darauf einen Schulneubau zu errichten, der den weiter wachsenden Kinderzahlen gerecht werden sollte. (Ein Jahr zuvor hatte Olbernhau ca. 3000 Einwohner, davon ca. 400 schulpflichtige Jungen und Mädchen.) Die alte Schule am Markt ereilte die öffentliche Versteigerung und der spätere Abriss. Auf diesem Grundstück wurde ein Neubau errichtet, indem sich heute die Apotheke am Markt befindet.

Nach einer Bauzeit von nur zwölf Monaten wurde 1868 in der Inneren Grünthaler Straße die neue Schule (heute Goethe-Grundschule) in Betrieb genommen, doch bereits 15 Jahre später reichten die neu geschaffenen Unterrichtsräume auch hier wieder nicht mehr aus.

 

Die fortschreitende Industrialisierung und das damit verbundene kapitalorientierte Wirtschaftssystem zeigten Wirkung. Gewerbefreiheit und Elektrifizierung (Gebrüder Einhorn) bescherten Olbernhau eine Vielzahl an klein- und mittelständischen Betrieben. Im Zuge dessen verdreifachte sich die Einwohnerzahl der Stadt. Von 1862 bis 1910 wurden aus den rund 400 schulpflichtigen Kindern 1300 Schülerinnen und Schüler in 44 Klassen.

Die Explosion der Einwohnerzahl Olbernhaus führte ab 1882 zu insgesamt 4 Anbauten an das Schulgebäude. Schließlich folgte die logische Konsequenz: Es musste ein Neubau her!

 

Die "Neue Schule" am Gessingplatz

Die Errichtung des Gebäudes am Gessingplatz erfolgte nicht in einem Zug. Der Bauplan von Baumeister Winkler aus Olbernhau war von vorn herein auf eine spätere Erweiterung zugeschnitten. Seine Firma begann mit dem Bau im Jahr 1899 und bereits am 1. April 1900 fand die Einweihung statt.

 

 

Carl Emil Schuster, der erste Schulleiter beider Schulen, schrieb dazu Folgendes nieder:

„Das neue Jahrhundert setzte mit einer für das Schulwesen und den ganzen Ort wichtigen Feier ein: Am 1. April 1900, vormittags um 11.00 Uhr, fand unter starker Beteiligung der Bewohnerschaft die Weihe des neuen Schulgebäudes statt, das als Zierde des Ortes – am Gessingplatz frei gelegen – jedem Ankommenden freundlichen Gruß zuwinkt. Die Weiherede hielt Bezirksschulinspektor Dr. Bräutigam und hatte ihr das Herdersche Wort zugrunde gelegt: Licht, Liebe, Leben.“

Die neue Schule verfügte damals über dreizehn Klassenräume, eine Aula, ein Direktorat, ein Lehrerzimmer, eine Wohnung für den Hausmann und einen Raum für eine zu errichtende Kochschule. Die Toiletten befanden sich hinter dem Gebäude auf dem Hof.

 

Am 1. Mai 1900 waren in beiden Schulgebäuden zusammen insgesamt 1320 Schüler (davon 674 Jungen und 646 Mädchen) untergebracht. Vier Jahre nach Einweihung der neuen Schule entstand unter teilweiser Nutzung der Wohnung des Direktors ein Zeichensaal.

Die stetig steigenden Schülerzahlen forderten schon bald erneut ein Handeln der Stadträte. Allein im Laufe des Jahres 1908 stieg die Anzahl der schulpflichtigen Kinder von 1500 auf 1550. Sie wurden ab Ostern in 40 Klassen unterrichtet, für die aber nur 28 Klassenzimmer zur Verfügung standen. Gemeinsam mit dem Schulvorstand entschied die Stadt den Beginn des Erweiterungsbaus, welcher 15 neue Klassenzimmer enthalten und bereits Ostern 1909 in Betrieb gehen sollte. Der „erste Spatenstich“ fand am 2. Juni 1908 statt, das Richtfest bereits am 13. Oktober 1908. 

 

Bei dieser Gelegenheit wurde die Schulaula mit Bänken ausgestattet, so dass sie bei Beurlaubungen oder Krankheit von Lehrern als Kombinationszimmer für mehrere Klassen verwendet werden konnte. 

In seiner Jahresbilanz 1909 teilte Moritz Förster (Kantor, Organist und Musiklehrer sowie späterer Direktor der Schule) der Öffentlichkeit mit, dass der Flügelanbau auch innerlich fertiggestellt sei. 

 

Die nächtliche Beleuchtung der Uhr auf dem Mittelbau der Schule beschloss die Stadtratssitzung am 2. Februar 1911.

 

Bildung und Erziehung von Kindern beschränkt sich aber nicht nur auf die Erarbeitung von Wissen und damit die Entwicklung des Geistes, sondern sie beinhaltet auch die Vermittlung von Bewegungserfahrung und körperlicher Fitness. Doch dies bedarf eines großen Raumes außerhalb von Klassenzimmern. Welche Lösung hatte die Stadt Olbernhau dafür parat?

Der Sportunterricht wurde bei schönem Wetter auf dem Schulhof (später auf dem Grundstück des heutigen Pennymarktes) durchgeführt, bei schlechtem Wetter in der Gerichtsschänke (heutiges Kanzleihaus am Markt), da die Turnhalle an der Goethestraße bei weitem nicht für beide Schulen ausreichte. Eine eigene Turnhalle besaß die „neue Schule“ am Gessingplatz nicht (und das sollte auch noch über einhundert Jahre so bleiben…).

 

 

Im Jahr 1912 beschloss das Stadtparlament die Anschaffung eines Konzertflügels für die Aula. Dieser wurde in der königlich sächsischen Klaviermanufaktur unter der Marke Bechstein in Meißen gefertigt, 2003 generalüberholt und steht seitdem wieder in der Aula unserer Schule. 

 

Fortan war die Kapazität der Schule am Gessingplatz mit über 1200 Kindern in bis zu 40 Klassen voll ausgelastet. Aufgrund der moderaten Pflichtstundenzahl, die damals noch zwischen 14 und 21 Stunden pro Klasse lag, konnte der Unterricht in "Schichten" durchgeführt werden. Während der beiden Weltkriege wurden die jungen Lehrer der Olbernhauer Schulen sofort eingezogen, so dass weitere Kürzungen in der Stundentafel folgen mussten. Nach Ende des zweiten Weltkrieges mieteten sich auch die sowjetischen Soldaten vorübergehend im Schulgebäude ein. 

Während der DDR-Diktatur konnten dann die Schülerzahlen pro Klasse zwar gesenkt werden, nicht aber die Anzahl der Klassen. Die Zahl der Unterrichtsstunden und -fächer pro Jahrgangsstufe stieg außerdem. Damit zeigte sich erneut das Problem fehlender Unterrichtsräume. Auf dem Schulhof wurde 1954 ein Polytechnisches Kabinett errichtet, in dem sich zwei zusätzliche Werkräume für die praktische Ausbildung befanden. 

Ein Schulneubau kam jedoch aus finanziellen Gründen nicht in Frage, so dass man im vorhandenen Gebäude Trennwände einzog, um weitere Räume zu gewinnen. So wurden zum Beispiel die Flure an den Stirnseiten aller drei Etagen durch Trennwände abgeteilt, und auch die Aula wurde zum Unterrichtsraum umfunktioniert. Keiner der Korridore hatte mehr Tageslicht! Die dunklen Farben an den Wänden der Flure und Zimmer, die auch aufgrund des Mangels an Finanzen und Materialien über mehrere Jahrzehnte nicht erneuert werden konnten, verstärkten diese düstere Atmosphäre. Der Wandel des Schulgebäudes in ein einerseits großes mit enormen Aufnahmekapazitäten, aber andererseits ungastliches dunkles Haus war vollzogen. 1975 wurden auf der Rückseite des Gebäudes weitere 3 Unterrichtsräume angebaut, die Toilettenanlage komplett erneuert und es entstanden Vorbereitungsräume für die Fachkabinette Physik und Chemie. Da man auf Einhaltung des Denkmalschutzes und historischer Baustile zu dieser Zeit wenig Wert legte, kann man auch heute noch leicht an der Form der Fenster den eingebrachten Anbau erkennen.

 

Das Bild zeigt das Schulgebäude während der DDR-Zeit, aufgenommen im Jahr 1980. 

 

Mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und dem daraus resultierenden neuen Schulgesetz für den Freistaat Sachsen (denn Bildung war auch "im Osten" ab diesem Zeitpunkt Ländersache) musste nun die strikte räumliche Trennung der Schularten nach Grundschule, Mittelschule und Gymnasium vollzogen werden.

Dies konnte aufgrund der angespannten Situation hinsichtlich der Schülerzahlen in Olbernhau nicht sofort umgesetzt werden, aber es wurde mit dem Neubau eines Gymnasiums begonnen. Durch den Einbruch der Geburtenrate Anfang der neunziger Jahre sowie den Wegzug vieler junger Familien in Gegenden mit einer besseren Arbeitsmarktsituation begannen die Schülerzahlen zu sinken. 

Mit viel Weitblick wurde daher seitens des Stadtparlaments von Olbernhau 1992 der Beschluss gefasst, die bis dahin eigenständigen Polytechnischen Oberschulen in Niederneuschönberg, Oberneuschönberg, in der Goetheschule und in der Schule am Gessingplatz zu einer Mittelschule unter nur einer Leitung zusammenzufassen. Während die Grundschule nun in das Gebäude in der Grünthaler Straße einzog, wurden die Schulgebäude in Oberneuschönberg und Niederneuschönberg als Außenstellen für die Mittelschule zunächst weiter genutzt. 

Diese Entscheidung sollte einen Puffer für die dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen im Schulgebäude am Gessingplatz schaffen und gleichzeitig die Zeit bis zur Fertigstellung des Gymnasiums (Der erste Bauabschnitt wurde 1997 fertig gestellt und sofort bezogen, 1998 fand die feierliche Einweihung des neuen Gymnasiums statt.) überbrücken helfen. Die äußerst dringende grundhafte Instandsetzung der Schule begann umgehend, da erste Untersuchungen zum Beispiel ergeben hatten, dass der Dachstuhl einsturzgefährdet war.

Der größte Teil der Sanierungsarbeiten erfolgte während des vollen Schulbetriebs, was sowohl Schüler und Lehrer als auch die bauausführenden Gewerke vor eine besondere Herausforderung stellte. Nachfolgend sind die wichtigsten Rekonstruktionsmaßnahmen, welche seit 1992 kontinuierlich durchgeführt werden, aufgelistet:

 

  • 1991/1992 vollständige Sanierung der Toiletten, Gestaltung der Freifläche
  • 1991/1992 Sanierung der Schulküche, der Speiseräume und des Kellerganges
  • 1993/1994 Sanierung des Dachstuhles und Reparatur des Daches 
  • 1993/1994 Reinigung, Reparatur und malertechnische Instandsetzung der gesamten Außenfassade
  • 1993 bis 1995 Erneuerung der gesamten Heizungsanlage
  • 1998 bis 2000 Brandschutztechnische Instandsetzung, Einbau von Brandschutztüren im Zentralgebäude und im Ostflügel, Rekonstruktion der Treppenhäuser, Flure und Klassenzimmer (Abbruch von Wänden, architektonische Umgestaltung, Abhängen der Zimmerdecken, Rekonstruktion der Aula, malertechnische Instandsetzung, Erneuerung der Fußböden in Zimmern und Fluren, Einbau erster WLAN-Router auf den Fluren, Schaffung von Pausenflächen, Einrichtung eines Schülercafés
  • 2000 Modernisierung der kompletten elektrischen Anlage
  • 2002 bis 2004 wurden die Hochwasserschäden beseitigt und die betroffenen Gebäudeteile saniert.
  • 2005 Dachdeckungsarbeiten, Deckensanierung im Küchenbereich
  • 2006 bis 2008 Malerarbeiten in den Klassenräumen und Fluren
  • 2009/2010 Sanierung der Außenwand im Kellergeschoss an der Südseite
  • 2010 Neugestaltung des Wirtschaftshofes
  • 2010/2011 Erneuerung aller Fenster in drei Abschnitten, Energieeffizienzmaßnahmen
  • 2012 Anbau der Außen-Fluchttreppe am Ostflügel 
  • 2011 bis 2013 Umsetzung des Brandschutzkonzeptes, Einbau einer Brandmeldeanlage, Einbau von Brandschutztüren im Westflügel
  • 2016 Erweiterung des Kommunikationsnetzes
  • 2016 bis 2019 akustische Aufbereitung aller Klassenräume über einen Zeitraum von vier Jahren
  • 2017/2018 vollständige Sanierung der Toiletten
  • 2019 Modernisierung des WLAN-Netzes

 

"Licht, Liebe Leben." – Das in der Rede zur Einweihung der neuen Schule am Gessingplatz zitierte Herdersche Wort ist so gut hundert Jahre später endlich in die Tat umgesetzt worden.

 

Im Zuge des sich deutschlandweit vollziehenden demografischen Wandels zur Jahrtausendwende gestaltete das Land Sachsen sein gesamtes Schulnetz um. Schulstandorte wurden geschlossen. Olbernhau blieb. Dabei fungierte die MS Olbernhau (später wurde der Name per Gesetz umgewandelt in Oberschule Olbernhau) zwischenzeitlich als dreizügige Schule mit 430 Schülern. Seit 2014 steigt die Zahl der zu unterrichtenden Schüler wieder stetig an.

Die Oberschule Olbernhau heute ...

 

Zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 werden in der Oberschule Olbernhau ca. 550 Kinder in 23 Klassen lernen. Die Oberschule Olbernhau wird dann in den Klassenstufen 5 bis 9 vierzügig sein. Diesem erfreulichen Umstand steht entgegen, dass das Gebäude damit erneut an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Hinzu kommt, dass die Werkräume und die Unterrichtsräume im Kabinett über dem Hof den Ansprüchen der Schulbaurichtlinien bereits seit Jahren nicht mehr genügen und sicherheitstechnische Mängel nicht ohne größere Umbau- und Sanierungsarbeiten abzustellen sind. Auch die räumlichen Voraussetzungen für den Sportunterricht genügen durch die notwendige gemeinsame Nutzung mit dem Gymnasium Olbernhau nicht mehr.

 

Im Jahr 2016 fasste der Stadtrat der Stadt Olbernhau daher den Beschluss, auf dem Schulhof einen Anbau zu errichten, in dem sowohl eine Turnhalle als auch die notwendigen Unterrichtsräume für die Fächer Technik-Computer sowie Wirtschaft-Technik-Haushalt neu entstehen sollen. Am 8. September 2017 erfolgte der erste Spatenstich, die Fertigstellung des neuen Gebäudeteils ist für Sommer 2019 geplant. (Nähere Informationen zum Anbau finden Sie unter einem extra Link.) 

Weiterführende Links

Geschichte der höheren Bildung in Olbernhau

https://www.gymnasium-olbernhau.de/schule/schulentwicklung

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